Six Sigma verständlich erklärt

01.10.2018 | Lehre, Wirtschaftsingenieurwesen
Anwendungsorientierte Lehrmethoden mit Papierfliegern

von Prof. Dr.-Ing. Bastian Engelmann

Der „Six Sigma“-Ansatz ist in der Industrie ein weit verbreiteter  Problemlösungsansatz,  um  komplexe  Aufgabenstellungen mit einer strukturierten Vorgehensweise zu  lösen.  Aufgrund  seiner  industriellen  Relevanz  findet  sich  „Six  Sigma“  auch  in  verschiedenen  Vorlesungsveranstaltungen  an  der  Fakultät  für  Wirtschaftsingenieurwesen  wie  zum  Beispiel  in  den  Qualitätsmanagementvorlesungen  im  Bachelor  und  im  Master  wieder.

Der strukturierte Ansatz besteht bei „Six Sigma“ aus fünf Phasen, die nacheinander abgearbeitet werden. Probleme werden so ausgehend von einer genauen Definition der  Problemstellung  (Define-Phase)  über  das  Messen  von  Eigenschaften  (Measure-Phase)  bis  zur  Analyse-Phase  strukturiert  verstanden,  so  dass  eine  nachfolgende   Optimierung   (Improve-Phase)   erfolgen   kann.   Abschließend findet eine Erfolgskontrolle statt (Control-Phase).  Die  beschriebene  Vorgehensweise  bleibt  ohne  eine  praktische  Anwendung  trocken  und  unanschaulich.  Deshalb  wurde  in  die  Qualitätsmanagementvorlesungen  ein  praktisches  „Six  Sigma“-Projekt  integriert:

Die  Aufgabe  wird  in  einer  imaginären  Firma  „Payperplane“  bearbeitet.  Die  Studierenden  sind  Mitarbeiter  in  dieser  Firma  und  für  Produktoptimierungen  in  der  Entwicklung  zuständig.  Die  Firma  „Payperplane“  war  die  erste  Firma,  die  Papierflieger  an  Kunden  verkauft hat.  Der  Firmengründer  hat  seine  Firma  vor  kurzem  an  seinen  Sohn  abgegeben,  der  noch  sehr  unerfahren  ist.  Leider  sind  die  Umsätze  die  letzten  Jahre  rückläufig,  so  dass  die  Firma  beschließt,  neue  Wege  mit  der  „Six Sigma“-Methodik zu beschreiten. An diesem Punkt setzt das Projekt für die Studierenden an. Aus der vagen Ausgangssituation  heraus  erarbeiten  die  Studierenden  mit  Hilfe  von  Kundeninformationen  Optimierungsziele  und führen verschiedene Analysen durch. Ziel ist es dabei, die Kernursachen zu verstehen und Zusammenhänge  zu  ermitteln.  Kreative  Ideen  werden  durch  die  Studierenden mit dem Professor diskutiert und das weitere Vorgehen festgelegt. Auf Anregungen von Studierenden entwickelte  Herr  Josef  Zenker  (Mitarbeiter  der  Fakultät)  so  für  die  Vorlesungen  eine  Vorrichtung,  mit  der  Papierflieger  definiert  abgeschossen  werden  können  –  für die Studierenden eine weitere Möglichkeit, trockene Methoden  in  die  Praxis  umzusetzen.  Gegen  Ende  des  Projekts  optimieren  die  Studierenden  schließlich  ganz  konkret die Flugdistanz von Papierfliegern. Zuvor haben sie verstanden, dass die Flugdistanz für die Kunden ein wichtiges  Kaufargument  ist.  Die  Ausrichtung  am  Kundenwunsch  führt  schließlich  hoffentlich  zu  einem  wirtschaftlichen  Aufwärtstrend  der  Firma  „Payperplane“  und  die  Studierenden  haben  die  „Six  Sigma“-Methodik  verstanden und praktisch angewandt ohne die theoretischen Grundlagen außer Acht zu lassen.