Six Sigma verständlich erklärt
von Prof. Dr.-Ing. Bastian Engelmann
Der „Six Sigma“-Ansatz ist in der Industrie ein weit verbreiteter Problemlösungsansatz, um komplexe Aufgabenstellungen mit einer strukturierten Vorgehensweise zu lösen. Aufgrund seiner industriellen Relevanz findet sich „Six Sigma“ auch in verschiedenen Vorlesungsveranstaltungen an der Fakultät für Wirtschaftsingenieurwesen wie zum Beispiel in den Qualitätsmanagementvorlesungen im Bachelor und im Master wieder.
Der strukturierte Ansatz besteht bei „Six Sigma“ aus fünf Phasen, die nacheinander abgearbeitet werden. Probleme werden so ausgehend von einer genauen Definition der Problemstellung (Define-Phase) über das Messen von Eigenschaften (Measure-Phase) bis zur Analyse-Phase strukturiert verstanden, so dass eine nachfolgende Optimierung (Improve-Phase) erfolgen kann. Abschließend findet eine Erfolgskontrolle statt (Control-Phase). Die beschriebene Vorgehensweise bleibt ohne eine praktische Anwendung trocken und unanschaulich. Deshalb wurde in die Qualitätsmanagementvorlesungen ein praktisches „Six Sigma“-Projekt integriert:
Die Aufgabe wird in einer imaginären Firma „Payperplane“ bearbeitet. Die Studierenden sind Mitarbeiter in dieser Firma und für Produktoptimierungen in der Entwicklung zuständig. Die Firma „Payperplane“ war die erste Firma, die Papierflieger an Kunden verkauft hat. Der Firmengründer hat seine Firma vor kurzem an seinen Sohn abgegeben, der noch sehr unerfahren ist. Leider sind die Umsätze die letzten Jahre rückläufig, so dass die Firma beschließt, neue Wege mit der „Six Sigma“-Methodik zu beschreiten. An diesem Punkt setzt das Projekt für die Studierenden an. Aus der vagen Ausgangssituation heraus erarbeiten die Studierenden mit Hilfe von Kundeninformationen Optimierungsziele und führen verschiedene Analysen durch. Ziel ist es dabei, die Kernursachen zu verstehen und Zusammenhänge zu ermitteln. Kreative Ideen werden durch die Studierenden mit dem Professor diskutiert und das weitere Vorgehen festgelegt. Auf Anregungen von Studierenden entwickelte Herr Josef Zenker (Mitarbeiter der Fakultät) so für die Vorlesungen eine Vorrichtung, mit der Papierflieger definiert abgeschossen werden können – für die Studierenden eine weitere Möglichkeit, trockene Methoden in die Praxis umzusetzen. Gegen Ende des Projekts optimieren die Studierenden schließlich ganz konkret die Flugdistanz von Papierfliegern. Zuvor haben sie verstanden, dass die Flugdistanz für die Kunden ein wichtiges Kaufargument ist. Die Ausrichtung am Kundenwunsch führt schließlich hoffentlich zu einem wirtschaftlichen Aufwärtstrend der Firma „Payperplane“ und die Studierenden haben die „Six Sigma“-Methodik verstanden und praktisch angewandt ohne die theoretischen Grundlagen außer Acht zu lassen.