Internationalisierung der Fakultät Wirtschaftsingenieurwesen

01.10.2018 | International, Fakultätsentwicklung, Startseite
Die Fakultät als Vorreiter in Sachen Internationalität: Zwei TWIN-Studiengänge, Buddy-Programm für Incoming Students

von Prof. Dr. Elke Stadelmann

Im Jahr 2018 werden die ersten Studierenden der englischsprachigen Studiengänge „Business and Engineering“ und „Logistics“ ihre Bachelor-Urkunden in den Händen halten: ein Meilenstein der Internationalisierung für die Fakultät Wirtschaftsingenieurwesen und ein Pilotprojekt für die FHWS. Für das FWI-Jahrbuch blicken wir zurück und geben Einblick in die zukünftige Strategie.

Seit Wintersemester 2014/15 gibt es an der Fakultät Wirtschaftsingenieurwesen vier Bachelorstudiengänge: neben Wirtschaftsingenieurwesen und Logistik kamen erstmals neu dazu die Studiengänge „Business and Engineering“ und „Logistics“. Damit hat die Fakultät die bisherigen Bachelorstudiengänge „gedoppelt“ und bietet diese mit nahezu identischem Inhalt zusätzlich komplett in englischer Sprache an. Mit diesem „Twin-Konzept“ wird Studierenden zudem ermöglicht, im Laufe des Studiums fakultativ einzelne Vorlesungen oder Praxisprojekte im Studiengang der jeweils anderen Sprache zu absolvieren und so unter bestimmten Voraussetzungen neben der Bachelor-Urkunde ein TWIN-Zertifikat zu erlangen. Dieses Zertifikat bescheinigt, interkulturell und mehrsprachig ausgebildet zu sein und kann so den Einstieg ins Berufsleben erleichtern. Einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln und dem DAAD zufolge suchen gerade Unternehmen ab 250 Mitarbeitern interkulturell und sprachlich sehr gut ausgebildete Absolventen. (1)

Wie alles begann

Im Jahr 2013 hat sich eine kleine Arbeitsgruppe um den damaligen Dekan Prof. Dr. Uwe Sponholz zusammengefunden und eine Vision für die Zukunft entwickelt. Zwei Ziele wurden verfolgt: Erstens, FWI-Studierende sollten in einem internationalen Umfeld optimal auf die Herausforderungen der zunehmend globalen Arbeitswelt vorbereitet werden. Zweitens wollte man der Forderung regionaler und überregionaler Unternehmen nachkommen, als Maßnahme gegen den drohenden Fachkräftemangel aufgrund des demographischen Wandels qualifizierten Nachwuchs in den MINT-Bereichen (2) auch aus dem Ausland zu rekrutieren und auszubilden.

Es entstand das Twin-Konzept, für das die FHWS den Wettbewerb „MINTernational“ des Stifterverbandes der deutschen Wissenschaft gewann und 250.000 Euro an Fördermitteln erhielt (3). Mittlerweile bieten in Bayern neben der FHWS auch die Technische Universität München und die Technische Hochschule Ingolstadt Bachelorstudiengänge im MINT-Bereich komplett in englischer Sprache an (4). Das Twin-Konzept mit inhaltsgleichen Angeboten in deutscher und englischer Sprache ist aber bis heute einzigartig und ein Alleinstellungsmerkmal der FHWS. Nach dem Pilot in der Fakultät Wirtschaftsingenieurwesen zogen weitere FHWS-Fakultäten mit englischsprachigen Studiengängen im Bachelor- und Masterbereich nach. In Schweinfurt startete im Wintersemester 2017/18 auch ein TWIN-Studiengang „Mechatronics“.

Gewaltige Herausforderungen

Wie immer bei großen Veränderungsprojekten waren gewaltige Herausforderungen zu bewältigen. Auf Messen im Ausland hat die FHWS für die neuen Studiengänge geworben. Die Hochschulzugangsberechtigung von Abschlüssen aus Ländern wie Moldawien oder Australien musste geprüft, die Anerkennung von früheren Studienleistungen in Ländern wie Vietnam oder Ghana musste begutachtet werden. Der Hochschulservice Internationales hat ein Orientierungsprogramm entworfen. Die Zusammenarbeit mit der Ausländerbehörde wurde intensiviert. Formulare, Studienordnungen, Teile der FHWS-Website mussten übersetzt werden. Sprachangebote wurden geschaffen, ein internationaler Stammtisch angeboten. FHWS Mitarbeitende im Dekanat oder im Hochschulservice Studium waren gefordert, Studierenden nun auch in englischer Sprache Auskunft zu geben, die Anerkennung von früheren Studienleistungen in Ländern wie Vietnam oder Ghana musste begutachtet werden. Zunächst ohne zusätzliche personelle Kapazität galt es, die Lehrfächer zusätzlich auf Englisch zu halten vor Studierenden, die in ihrem Heimatland eine andere Form des Lehrens und Lernens gewohnt waren. Das alles war nur möglich in einem Miteinander von allen FHWS Mitarbeitenden aus mehreren Fakultäten und Hochschulservices, ohne die diese Kraftanstrengung nicht zu schaffen gewesen wäre.

Bestandsaufnahme: Quantität und Qualität
Wo steht die Fakultät heute? Die Anzahl der Studienanfänger in den englischsprachigen Studiengängen „Business and Engineering“ und „Logistics“ ist kontinuierlich gestiegen von 60 zu Beginn im Wintersemester 2014/15 auf die Zahl von 119 Studienanfängern im Wintersemester 2017/18. Insgesamt studieren im Wintersemester 2017/18 in den beiden englischsprachigen Studiengängen 295 Studierende aus 67 Ländern von A wie Ägypten bis Z wie Zypern. Das sind ca. 20% aller Studierenden der Fakultät WI. Von Dozenten ist zu hören, dass es deutliche Unterschiede zwischen den Studierenden gibt. Während sich in den deutschsprachigen Studiengängen die Studienleistungen in einer typischen Gauss-Kurve abbilden lassen – einige sehr gute, die Mehrzahl Durchschnitt, einige sehr schlechte Studierende – klafft die Schere in den englischsprachigen Studiengängen stärker auseinander: es gibt sehr gute Studierende, das Mittelfeld ist ausgedünnt und es gibt eine Anzahl Studierender, die den Anforderungen kaum gewachsen sind. Entsprechend haben bereits einige ihre Koffer wiedergepackt und das Studium aufgegeben, weil sie dies selbst wollten oder zwangsweise exmatrikuliert wurden.

Blick in die Zukunft

Auch nach drei Jahren englischsprachiger Studiengänge bleiben große Herausforderungen, die es in der Zukunft zu meistern gilt. Drei sehr wichtige Initiativen sollen hier genannt werden:

1. Die Qualität der Lehre sicherstellen und eine enge Verzahnung mit der Praxis gewährleisten,
bleibt sowohl für die deutsch- wie auch für die englischsprachigen Studiengänge eine kontinuierliche Herausforderung. Nach der Internationalisierung gilt es, Studierende auch durch digitale Angebote und intensivierte Projektarbeit – beides auch in Zusammenarbeit mit Industriepartnern und internationalen Partnerhochschulen – immer besser auf den Beruf vorzubereiten.

2. Internationalisierung@Home. Die Fakultät Wirtschaftsingenieurwesen hat die Welt nach Schweinfurt geholt. Noch mehr als bisher lässt sich das Potential ausschöpfen, dass Studierende aus mehr als 60 Ländern gemeinsam in Schweinfurt studieren. Ohne einen Fuß ins Ausland zu setzen, können Studierende die Kultur- und Sprachenvielfalt der Welt in Schweinfurt erleben. Die neuen Gebäude und Flächen des i-Campus auf dem ehemaligen Gelände der US-Ledward Kaserne sollen dafür Begegnungsstätten und Sportmöglichkeiten schaffen und so auch diejenigen zum Bleiben ermuntern, die aus der näheren Umgebung stammen und bislang nur zu den Lehrveranstaltungen ein- und auspendeln.

Nicht immer sind Studierende erfreut darüber, Projekte zusammen mit internationalen Kommilitonen zu bearbeiten. Zu groß ist die Sorge, dass es bedingt durch die Verschiedenheit in Kultur und Sprache Reibungsverluste gibt und dadurch die Note leidet. Noch oft liegt bei Studierenden die Überzeugung vor, dass die eigene Art des Arbeitens die „richtige“ ist und andere Vorgehensweisen nur aufhalten und hinderlich sind. Aber nicht umsonst hat sich in vielen Unternehmen mit „Diversity Management“ die Einsicht durchgesetzt, dass heterogene Gruppen innovativer sein können als homogene Gruppen (5). Die Studierenden lernen an der FHWS das interkulturelle und mehrsprachige Verhalten, das sie später im Berufsleben benötigen werden. Einen Beitrag dazu leisten auch die Gastdozenten von ausländischen Partnerhochschulen, die jedes Semester an die Fakultät WI kommen. Auch dieses soll intensiviert werden: von 4.-8. Juni 2018 wird es an der FHWS erstmals eine fakultätsübergreifende „Internationale Woche“ geben, in der Gastdozenten aus allen Weltregionen auch an der Fakultät WI lehren werden.

(3) Ausbau der Kooperationen mit Partnerhochschulen in Austausch, Lehre und Forschung.
Bestehende Kooperationen sollen intensiviert und neue attraktive Partnerschaften im Ausland aufgebaut werden. Dazu hat die Fakultät die Verantwortung für Hochschulkontakte auf mehrere Schultern verteilt und sogenannte „Kümmerer“ ernannt, die regelmäßig Kontakt zur jeweiligen Partnerhochschule halten und Möglichkeiten der Zusammenarbeit ausloten, wie zum Beispiel Austauschmöglichkeiten für Studierende und Dozierende und Zusammenarbeit in Lehre und Forschung. Aktuell verbringen ca. 30% der FWI Bachelor-Studierenden im Laufe ihres Studiums ein Semester im Ausland. In absoluten Zahlen entscheiden sich seit 2012 jährlich ca. 50 FWI-Studierende dafür, ein Semester im Ausland zu studieren. Im Gegenzug nimmt die Fakultät pro Jahr ca. 45 Studierende von Partnerhochschulen für 1-2 Austauschsemester auf. Hinzu kommen weitere FWI-Studierende, die sich für ein Praktikum im Ausland entscheiden und so internationale Kompetenz erwerben. Diese Zahlen sollen gesteigert werden und zwar so, dass die Studierenden ihre Zeit im Ausland mit maximalem Nutzen absolvieren und sich möglichst viele Module an der FHWS anerkennen lassen können.

Für all diese Ziele und Vorhaben braucht die Fakultät auch weiterhin helfende Köpfe und Hände. Alle, die sich der Fakultät WI verbunden fühlen sind eingeladen, sich mit Ideen, Kontakten ins Ausland oder Aktivitäten einzubringen. Konntakt über die Auslandsbeauftragte elke.stadelmann[at]fhws.de

(1) vgl. Deutscher Akademischer Austauschdienst 2016
(2) MINT steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik
(3) vgl. MINTernational: Was Talente aus aller Welt anzieht
(4) vgl. DAAD - Deutscher Akademischer Austauschdienst

Literaturverzeichnis
Becker, Monika (2016): Vielfalt zahlt sich aus. In: Personalwirtschaft (01), S. 58–59.DAAD - Deutscher Akademischer Austauschdienst. Online verfügbar  unter  www.daad.de/deutschland/studienangebote/in-ternational-programs/en/, zuletzt geprüft am 21.07.2017. Deutscher Akademischer  Austauschdienst (2016). Online verfügbar unter www.iwconsult.de/referenzen/case-studys/deut-scher-akademischer-austauschdienst/, zuletzt aktualisiert am 15.03.2016, zuletzt geprüft am 21.07.2017. MINTernational: Was Talente aus aller Welt anzieht. Online verfügbar unter www.stifterverband.org/video/minternati-onal_was_talente_aus_aller_welt_anzieht, zuletzt geprüft am 21.07.2017