Der Wirtschaftsbeirat Bayern lud zum Thema 'Digitale Produktion und Konzeptfabrik' an die FHWS nach Schweinfurt ein

03.05.2017 | Ereignisse, Wirtschaftsingenieurwesen
Das Ziel: Der Technologietransfer Wissenschaft-Wirtschaft durch die Etablierung einer intelligenten Musterfabrik

Text von Katja Klein

Auf Einladung des Münchener Wirtschaftsbeirates Bayern  nahmen  rund  35  Unternehmensvertreter  teil  am  Themenabend  an  der  Hochschule  Würzburg-Schweinfurt  mit  dem  Titel  „Technologietransfer  Wissenschaft-Wirtschaft   durch   die   Etablierung   einer   intelligenten   Musterfabrik“. Die digitale Fabrik wird nach Angaben der Richtlinie 4499 des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) definiert als ein

„Oberbegriff  für  ein  umfassendes  Netzwerk  von  digitalen  Modellen  und  Methoden  u.  a.  der  Simulation  und  3D-Visualisierung.  Ihr  Zweck  ist  die  ganzheitliche  Planung,  Realisierung,  Steuerung  und  laufende  Verbesserung aller wesentlichen Fabrikprozesse und -ressourcen in Verbindung mit dem Produkt.“

Artur  Steinmann,  Vorsitzender  des  Bezirks  Würzburg-Schweinfurt des Wirtschaftsbeirat Bayern, sowie Jürgen Bode,  stellvertretender  Hauptgeschäftsführer  der  IHK  Würzburg-Schweinfurt, führten ein in die „Industrie 4.0 aus Sicht der unternehmerischen „Wirtschaft“: Sie trage maßgeblich zur Stärkung gerade auch der klein- und mittelständischen Unternehmen in der Region bei.

Der Präsident der FHWS, Professor Dr. Robert Grebner erläuterte  den  Teilnehmer  das  Konzept  für  eine  geplante  intelligente  Fabrik  (i-Factory),  die  idealerweise  in  Schweinfurt  direkt  neben  dem  FHWS  i-Campus  errichtet werden würde, um im unmittelbaren Kontakt mit den künftig 5.000 (aktuell sind es 3.000) angehenden Ingenieuren und fast hundert  Professoren zu stehen. Die FHWS  werde  als  erste  Investition  im  Bereich  der  digitalen Produktion vier neue Forschungsprofessuren einrichten,  welche  für  den  notwendigen  Technologie-  und  Know-how-Transfer  sorgen.  Die  i-Factory  basiere  auf  den  vier  Säulen  der  digitalen  Innovation  und  digitalen  Intelligenz  zur  technischen  Flexibilisierung  sowie  der  digitalen Integration und digitalen Inklusion im Bereich des Personalwesens.

Eine digitale Forschungsfabrik ergänze die bestehenden Technologietransferstellen in Unterfranken um wesentliche  Teile  im  Bereich  der  Robotik,  Produkt-  und  Prozessentwicklung, Human-Computer-Interface, Logistik, Big  Data  und  IT-Security.  Sie  sehe  u.  a.  folgende  Ziele  vor:  Sie  sei  ein  bayerisches  Aushängeschild  im  Rahmen  der  Digitalisierungsstrategie,  agiere  im  Bereich  des  Technologietransfer  als  Schaltstelle  für  alle  Forschungseinrichtungen zum Thema digitale Entwicklung und Fertigung, sie fördere den Mittelstand, trage zur Arbeitsplatzsicherung  bei  und  fördere  nebenbei  auch  gesellschaftliche  Aspekte  wie  die  digitale  Integration  und  Inklusion.

Anschließend  lud  Professor  Dr.  Christoph  Bunsen  von  der Fakultät Maschinenbau zu einer Besichtigung in die c-Factory der FHWS ein: Das C steht für „Concept“ und diese Konzeptfabrik realisiert eine konkrete Anwendung zur Umsetzung der Herausforderungen der Industrie 4.0 in  einem  „hands-on-Scenario“.  Im  von  Professor  Bunsen aufgesetzten Prozess wird ein kleiner Modell-Pick-up-Truck, der nahezu beliebig konfiguriert werden kann, mit verschiedenen Fertigungsverfahren hergestellt. Der Grundstein dieses digitalen Fertigungsprozesses wurde im  Rahmen  eines  studentischen  Projektes  gelegt.  Die  offene Architektur der Maschinen sowie die offenen Daten-, Datenbank– und CAD-Strukturen laden zum Ausprobieren ein.

Zum  Procedere:  Nach  der  Registrierung  des  „Kunden“  könne  dieser  seinen  Pick-Up  individuell  konfigurieren.  Diese  Informationen  werden  in  der  Cloud  gespeichert  und  von  den  jeweiligen  Fertigungsschritten  über  den  Transponder abgefragt. Die Kabine wird spritzgegossen, anschließend  ein  QR-Code  auf  dem  Dach  geschrieben.  An  der  Fräsmaschine  kann  die  Fertigung  des  Chassis  ausgelöst und die Ladefläche individuell in 3D gedruckt werden. Abschließend kann am Montageplatz der Pick-up  zusammengebaut  werden.  Nachdem  die  einzelnen  Komponenten  zusammen  mit  den  Rädern,  Schrauben  und Achshalterungen montiert wurden, erfolgt ein Qualitätstest   bezüglich   Maßabweichungen   und   Vollständigkeit  der  Komponenten.  An  einer  weiteren  Maschine  erfolgt ein Funktionstest an der schiefen Ebene. Bei allen  Fertigungs-  und  Testschritten  werden  Daten  in  der  Cloud gespeichert. Diese individuellen Prozessinformationen  können  über  den  QR-Code  sowohl  während  des  Fertigungsprozesses als auch später beim Kunden abgerufen werden.