Der Wirtschaftsbeirat Bayern lud zum Thema 'Digitale Produktion und Konzeptfabrik' an die FHWS nach Schweinfurt ein
Text von Katja Klein
Auf Einladung des Münchener Wirtschaftsbeirates Bayern nahmen rund 35 Unternehmensvertreter teil am Themenabend an der Hochschule Würzburg-Schweinfurt mit dem Titel „Technologietransfer Wissenschaft-Wirtschaft durch die Etablierung einer intelligenten Musterfabrik“. Die digitale Fabrik wird nach Angaben der Richtlinie 4499 des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) definiert als ein
„Oberbegriff für ein umfassendes Netzwerk von digitalen Modellen und Methoden u. a. der Simulation und 3D-Visualisierung. Ihr Zweck ist die ganzheitliche Planung, Realisierung, Steuerung und laufende Verbesserung aller wesentlichen Fabrikprozesse und -ressourcen in Verbindung mit dem Produkt.“
Artur Steinmann, Vorsitzender des Bezirks Würzburg-Schweinfurt des Wirtschaftsbeirat Bayern, sowie Jürgen Bode, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Würzburg-Schweinfurt, führten ein in die „Industrie 4.0 aus Sicht der unternehmerischen „Wirtschaft“: Sie trage maßgeblich zur Stärkung gerade auch der klein- und mittelständischen Unternehmen in der Region bei.
Der Präsident der FHWS, Professor Dr. Robert Grebner erläuterte den Teilnehmer das Konzept für eine geplante intelligente Fabrik (i-Factory), die idealerweise in Schweinfurt direkt neben dem FHWS i-Campus errichtet werden würde, um im unmittelbaren Kontakt mit den künftig 5.000 (aktuell sind es 3.000) angehenden Ingenieuren und fast hundert Professoren zu stehen. Die FHWS werde als erste Investition im Bereich der digitalen Produktion vier neue Forschungsprofessuren einrichten, welche für den notwendigen Technologie- und Know-how-Transfer sorgen. Die i-Factory basiere auf den vier Säulen der digitalen Innovation und digitalen Intelligenz zur technischen Flexibilisierung sowie der digitalen Integration und digitalen Inklusion im Bereich des Personalwesens.
Eine digitale Forschungsfabrik ergänze die bestehenden Technologietransferstellen in Unterfranken um wesentliche Teile im Bereich der Robotik, Produkt- und Prozessentwicklung, Human-Computer-Interface, Logistik, Big Data und IT-Security. Sie sehe u. a. folgende Ziele vor: Sie sei ein bayerisches Aushängeschild im Rahmen der Digitalisierungsstrategie, agiere im Bereich des Technologietransfer als Schaltstelle für alle Forschungseinrichtungen zum Thema digitale Entwicklung und Fertigung, sie fördere den Mittelstand, trage zur Arbeitsplatzsicherung bei und fördere nebenbei auch gesellschaftliche Aspekte wie die digitale Integration und Inklusion.
Anschließend lud Professor Dr. Christoph Bunsen von der Fakultät Maschinenbau zu einer Besichtigung in die c-Factory der FHWS ein: Das C steht für „Concept“ und diese Konzeptfabrik realisiert eine konkrete Anwendung zur Umsetzung der Herausforderungen der Industrie 4.0 in einem „hands-on-Scenario“. Im von Professor Bunsen aufgesetzten Prozess wird ein kleiner Modell-Pick-up-Truck, der nahezu beliebig konfiguriert werden kann, mit verschiedenen Fertigungsverfahren hergestellt. Der Grundstein dieses digitalen Fertigungsprozesses wurde im Rahmen eines studentischen Projektes gelegt. Die offene Architektur der Maschinen sowie die offenen Daten-, Datenbank– und CAD-Strukturen laden zum Ausprobieren ein.
Zum Procedere: Nach der Registrierung des „Kunden“ könne dieser seinen Pick-Up individuell konfigurieren. Diese Informationen werden in der Cloud gespeichert und von den jeweiligen Fertigungsschritten über den Transponder abgefragt. Die Kabine wird spritzgegossen, anschließend ein QR-Code auf dem Dach geschrieben. An der Fräsmaschine kann die Fertigung des Chassis ausgelöst und die Ladefläche individuell in 3D gedruckt werden. Abschließend kann am Montageplatz der Pick-up zusammengebaut werden. Nachdem die einzelnen Komponenten zusammen mit den Rädern, Schrauben und Achshalterungen montiert wurden, erfolgt ein Qualitätstest bezüglich Maßabweichungen und Vollständigkeit der Komponenten. An einer weiteren Maschine erfolgt ein Funktionstest an der schiefen Ebene. Bei allen Fertigungs- und Testschritten werden Daten in der Cloud gespeichert. Diese individuellen Prozessinformationen können über den QR-Code sowohl während des Fertigungsprozesses als auch später beim Kunden abgerufen werden.