Andere Länder, andere Sitten: Wie FHWS-Studierende Tischfußball in Neuseeland einführen
Diese Situationen kennen sicher alle: Man bereist ein Urlaubsland – und tritt in Fettnäpfchen. Jedes Land hat seine charakteristischen Kulturen und Traditionen, die sich unterschiedlich entwickelt haben – so wie Begrüßungsformen, Esskulturen oder Kleiderordnungen. Nicht anders verhält es sich in der Vorlesung „International Marketing“. Dr. Marcus Schulz, Professor an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt, möchte den Studierenden der Fakultät Wirtschaftsingenieurwesen aufzeigen, dass Kaufverhalten, Rollenverteilungen oder Vertriebskanäle in der Wirtschaft weltweit nicht mit der gleichen Marketing-Logik und identischen Modulbausteinen bespielt werden können, um Partner anzusprechen bzw. Produkte anzupreisen.
Um die jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf ein neues, erweitertes Kulturverständnis mit einem anderen Marktumfeld sowie Marketing-Strategien einzustimmen, setzt er ein anschauliches, anwendungsorientiertes Beispiel ein: Die angehenden Wirtschaftsingenieurinnen und –ingenieure hatten die Aufgabe, den Tischfußball an Schulen in Neuseeland publik zu machen.
Von Schweinfurt nach Neuseeland: Marketing und Märkte von Tischkickern zu Zeiten der Pandemie
Den meisten Studierenden dürfte dieser Tisch wohl als Sport-, Unterhaltungs- und Kommunikationsmittel in Jugend-Clubs, Gaststätten oder Hostels vertraut sein. In Neuseeland würde der Start dieses neuen Sports nur dann in schulischen Einrichtungen akzeptiert werden, wenn das Kickern vor allem als Wettbewerb zwischen den Schulen eingesetzt und Teams gegeneinander antreten würden. Diese kulturellen Hintergründe erläuterten zum einen zwei Auswanderer (Stefan Reußenzehn, ein Lehrer aus Hendungen in der Rhön sowie „Chucky“, selbstständiger Unternehmer aus Prag), zum anderen Christian Fiedler, Inhaber der Firma Leonhart, Tischfußball-Hersteller aus Bayern.
Nicht direkt vor Ort am runden bzw. eckigen Tisch, sondern Pandemie-bedingt herangeZOOMt, entwickelten die Wirtschaftsingenieurinnen und –ingenieure Ideen – z.B. den Plan, einen Service in Neuseeland zu installieren, bei dem Tischkicker-Anbieter Schulen anfahren, um vor Ort Tischfußball-Wettbewerbe für Schülerinnen und Schüler publik zu machen. Der Lehrer, der seit dreizehn Jahren in Neuseeland tätig ist, gab ihnen Einblicke in die Kultur und „seine“ Schule.
Vor dem interkulturellen Handeln stehe für Professor Schulz das sogenannte „Self Reference Criterion“ (SRC): Es sorge dafür, dass - oft vorschnell - Entscheidungen getroffen werden, die an die eigenen Erfahrungen und an die eigene Geschichte geknüpft seien. Man nehme Referenz auf sich selbst und ginge davon aus, es würde in weiteren Ländern genauso ablaufen. Seine Empfehlung: Ehe Strategien und Marketing-Pläne entwickelt werden, sollte eine Phase der Abwägung und systematischen Vorbereitung erfolgen, um sich im Geflecht von Do`s und Dont`s wie ein Profi auf dem Parkett bewegen zu können.